Jugendkulturpreis 2014:
Trickfilmprojekt „ Die Flügel breiten“ belegt dritten Platz
Die Schüler der Pestalozzischule und des Hortes „Am Heiderand“ aus Halle haben für ihr Trickfilmprojekt „Die Flügel breiten“ beim Jugendkulturpreis 2014 des Landes Sachsen-Anhalt den dritten Platz belegt.
Der Jugendkulturpreis wird seit 1997 vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt an künstlerische und kulturelle Projekte verliehen.
Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro dotiert. Überreicht wurde der Preis am Dienstag in Magdeburg von Kultusminister Stephan Dorgerloh. Die Schüler haben unter Anleitung von Frau Poltermann vom Verein verschiedene Trickfilme produziert und im Juli 2014 im Kunstforum Halle vorgestellt.
Das Projekt „Die Flügel breiten“ richtet sich an bildungsbenachteiligte Kinder, die aus sozial schwachen Familien kommen, einen Migrationshintergrund oder Lernbehinderungen haben. Das Projekt des Vereins „Ein Schutzengel für Kinder e.V.“ – im Bündnis mit der Pestalozzischule, dem Internationalen Bund IB Mitte GmbH Halle und dem Kindermuseum Halle e.V. – wird im Rahmen des Programms „Künste öffnen Welten“ durch die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung gefördert.
Laudatio für den dritten Preis: „Die Flügel breiten“
Von Andre Schinkel
Autor und Lektor | artist in residence: |
Mitglied des P.E.N. | Villa Rosenthal |
Mälzerstraße 11 D-07745 Jena Juli-December 2014 |
Halle, meine Damen und Herren
– und in Magdeburg mag man das vielleicht noch ein bisschen weniger glauben – Halle liegt im Zauberwald … mir war das schon immer klar. Ja, was schnöde von so manchem Erwachsenen Dölauer Heide genannt wird oder Moritzburg oder Paulusviertel, ist eigentlich ein gigantisches Ideenreich, in dem es vor schlafenden Riesen, Gespenstern, reisenden Raupen, ja, und verwunschenen Jungs, die in dunklen Gemäuern hocken und auf den erlösenden Knutscher eines sie liebenden Mädchens warten, wimmelt. All das habe ich gesehen in einem Projekt aus dieser schönen, maßlos verkannten Stadt, und es hat mich gefangen genommen und am Herzen berührt.
Und gleichzeitig liegt Halle am Ozean, meine Damen und Herren, liebe Kinder und Erwachsenenanwärter. Dieser Ozean besteht aus Farben und Licht, und er wird eines Tages dazu geeignet sein, die jetzt noch vor sich hin modernden Strandterrassen von Halle-Neustadt und am Heiderand zu beleben und zu beglücken. Gleichzeitig verbirgt sich darin ein Ozean aus Fantasie und Erzählfreude: Das ist der Schatz, der in den Kindern dieser Welt schläft und nur geweckt werden will. Es ist diese Fülle an Ideen und Spiellust, die uns auf andere Planeten reisen und uns Orte träumen lässt, wie sie in der Anlage schon vor uns stehen – allein, es fehlt nur der letzte Funke, sie zum Leuchten zu bringen.
Es ist gut, dass den Kindern dieser Funke noch nicht abhandengekommen ist: zeigen sie uns doch damit eine mögliche Welt, wie wir sie uns selbst in unseren Erwachsenenträumen vorstellen, aber eben nicht mehr darüber sprechen. Wir sind also angehalten, von der Klugheit unserer Kinder zu lernen und – zu staunen, in welchen Welten wir tatsächlich leben, leben könnten. „Alles muss weg, was grau ist! Alles muss bunt sein!“ Das sind die Wünsche, die die halleschen Kinder haben, sie meinen damit ihre sich wandelnde Stadt, für die sie sich nicht nur Eisdielen an jeder Ecke und Bäume zum Losfliegen erhoffen, sondern der sie eine Welt in Frieden und ohne sinnloses Tohuwabohu zudenken.
Ja, neben dem sprudelnden Ideenreichtum berühren uns die Stimmen dieser jungen Denker und Träumer eben auch. „Ich wünschte mir, dass es keine Leute gibt, die sich streiten“, ist einer dieser Sätze, der unser Herze trifft. Eine Neustadt voller Blümchen und Schmetterlinge – in der Tat wäre das eine Art schöner Vollendung. Unter der Leitung von Anja Poltermann und Asja König, mit der Unterstützung einer Reihe Instanzen haben die Schüler und Schülerinnen der Pestalozzischule und des Horts „Am Heiderand“ eine Vielzahl Trickfilme animiert, mit Schablonen, Ausmalungen und Masken gearbeitet und so eine Vision und einen Einblick in ihre Welt gegeben, der zum Schönsten, Klügsten, Hoffnungsfreudigsten gehört, was man dazu zu sehen bekommt.
Flügel zu haben, für immer jung zu bleiben … sind zwei der größten Träume der Menschheit. Im Projekt „Die Flügel breiten“ des Vereins „Ein Schutzengel für Kinder“ ist man im wahrsten Sinne des Wortes animiert, zu glauben, dass beides möglich sei. Und weil die Jury des Jugendkulturpreises auch geneigt ist, fantasiegläubig zu sein, zeichnet sie dieses wundervolle Unterfangen, das nicht nur aus den Ideen der Kinder erwuchs, sondern auch noch vollkommen von ihnen umgesetzt wurde, heute mit dem dritten Preis aus. Möge der Mut und die Begeisterung an diesem Projekt auch weiterhin einen Schutzengel haben. Und möge ich, wenn ich heute in meine Zauberwaldstadt am Fantasieozean zurückfliege, Halles Neustadt in all den Farben dieser Filme leuchten sehen.